Wer mich kennt, der weiß, dass ich alles andere als ein Technik-Nerd bin. Ich bin nicht im Bild was aktuell am Technik-Markt passiert und interessiere mich auch nicht dafür, wenn sich irgendwelche Werte geändert haben. Das ist auch der Grund warum es auf FotoGrow nur zu maximal 10% um Technik gehen soll. Doch diesmal kann ich nicht anders als etwas zur Technik zu schreiben …
Ich bin seit 2005 ein Canon-Fotograf. Nicht aus Überzeugung, sondern weil es sich einfach so ergeben hat. Meine erste geliehene Kamera war eine Canon und so lag es nahe mir auch eine Canon zu kaufen. Ich hatte ja damals noch weniger Ahnung von Kameras als jetzt. Insgesamt hatte ich in den 11 Jahren drei Canon Kameras. Meine erste Kamera war eine nagelneue EOS 350D, diese wurde relativ schnell von einer EOS 400D von der Kamerabörse ausgetauscht. Dann folgte lange nichts und 2008 oder 2009 legte ich mir dann die erste Vollformat, eine EOS 5D MK2 zu. Die Gründe waren pragmatisch. Mit der höheren Auflösung konnte ich meine Bilder größer drucken, der Vollformatsensor schenkte mir mehr Tiefenunschärfe und das Rauschverhalten war für jemanden wie mich, der oft am Rande des Lichts fotografierte, einfach überzeugend.
Viele Jahren fotografierte ich also mit dieser Kamera und seit ca. einem Jahr schaute ich mich etwas auf dem Markt um, weil es wohl Zeit für etwas neues sein könnte. Ich bin niemand, der ständig das neueste Modell haben muss. Ich bin eher der Typ der sich etwas neues anschafft, wenn es sein muss, weil die alte Technik nicht mehr den Anforderungen des Alltags gerecht wird. Vor allem muss der Preis den ich dafür bezahle im Verhältnis zur Arbeitserleichtung und Bildqualität in einem gesunden Verhältnis stehen. Ich war also bereits auf Kamerasuche und liebäugelte auch mit den Kompaktkameras, die ja gerade so bejubelt werden. Ich hatte die Sony aplha RII zum Test, die mich in Sachen Bedienung, Ergonomie und Bildqualität allerdings nicht überzeugen konnte. Demnach war noch alles offen.
Doch 2015 geschah das Unvorhersehbare. Beim Fotowettbewerb I AM DIFFERENT von Nikon und Cewe belegte ich den 1. Platz und gewann ich eine Nikon D750. Für mich war klar, dass ich die Kamera verkaufe und mir davon eine Komptaktkamera kaufen werde oder aber neues Zubehör. Doch wann kommt man schon mal dazu eine Kamera aus dem “anderen Lager” zu Hause zu haben? Also testete ich die Nikon und spielte etwas an ihr herum. Sie lag schon mal sehr gut in meiner Hand und fühlte sich gut an. Das ist wichtig finde ich. Es muss Spaß machen das Werkzeug zu benutzen. Auch die vielen Funktionen und Einstellungsvarianten im Menü machten mich sehr neugierig. Der mitgelieferte Türstopper, das Nikon AF-S Nikkor 24-85 mm 1:3,5-4,5G ED VR Objektiv war nicht wirklich für einen Test geeignet. Also schrieb ich meinen Kontakt bei Nikon an, den ich zur Preisverleihung kennenlernte und schilderte ihm, dass ich gern mal die Objektive von Nikon testen möchte, da ich ernsthaft überlegte zu wechseln. Das witzige daran ist, dass er mir zur Preisverleihung erzählte, dass es so gut wie nie vorkommt, dass ein Profi-Fotograf die Lager wechselt. Sollte in meinem Falle anders werden? Es dauerte keine zwei Tage da schickte mir der Professional Service von Nikon ein Paket voller Objektive, die ich für eine Woche testen konnte. Die Qualität überzeugte mich nicht nur, sie riss mich fast vom Hocker.
Ich habe die Kamera über einen Monat bei Shootings live im Einsatz getestet. Außerdem habe ich gemeinsam mit meinem Assistenten Direktvergleiche der Schärfe und des Rauschverhaltens mit der EOS 5D MKII und MKIII gemacht. Die Nikon hatte einfach die Nase vorn. Hinzu kam, dass ich die Nikkor Objektive – vor allem das 85/1.8 – knackescharf finde und da kein Canon-Objektiv mithält. Ich hatte auch das 85/1.4 zum Vergleich da, aber der doppelte Preis war dann für 2/3 Blenden doch nicht gerechtfertigt. Und in puncto Schärfe nehmen sich beide Objektive nichts.
Weiterhin überzeugt hat mich das schwenkbare Display, das manchmal durchaus hilfreich sein kann, wenn man über- oder untersichtig fotografiert. Ebenso spannend finde ich, dass die Kamera Videos mit 60 Frames aufzeichnen kann. Das ist für jemanden, der mit seiner Kamera hin und wieder auch filmt spannend. Die Zeitraffer-Funktion und die Wi-Fi Übertragung der Bilder sind auch zwei Optionen, die nett sind, wenn man sie hat. Ebenso die integrierte digitale Wasserwaage die sowohl vertikal als auch horizontal funktioniert.
Alles in allem kann ich sagen, dass mich vor allem die optische Qualität der Kamera überzeugt hat, aber auch der Funktionsumfang. Sie bietet mir als Fotograf, Filmer und Cinemagrapher einfach viel mehr Potential für meine kreative Entfaltung.
Ich werde nun also in den sauren Apfel beißen und meine geschätzte 5D MKII samt allen Objektiven und Zubehör verkaufen. Sei nicht böse Canon. Ich hatte alle meine bisherigen Erfolge mit dir und schätze dich sehr. Aber nun ist es zeit die Komfortzone zu verlassen und etwas neues zu probieren. Denn es ist schon eine Herausforderung im Alltag, wenn man auf einmal mit einem neuen Gerät beim Kunden steht und nebenbei immer mal in der Bedienungsanleitung blättern muss, wenn man Funktionen sucht. Das entschleunigt das Fotografieren enorm.
Aber zum Glück habe ich entspannte Kunden, die ich vorher instruiere und die dafür Verständnis haben.
Ich bin gespannt ob sich in meiner Arbeit durch den Systemwechsel etwas verändern wird.
Total aufbauend dieser Bericht!
In meinem ganzen Umfeld gibt es nur Canon-Fotografen oder sogar Leute, die von Nikon auf Canon wechseln…. “weil sie leichter ist”! Ich habe selbst die 750er und schätzte gerade das Gewicht und das Handling daraus sehr. Bei jeder Canon, die ich in die Hand nehme hab ich das Gefühl, dass sie “wegfliegt”… bin daher auch sehr viel unruhiger damit und bei weitem nicht so stabil. Ich finde sie großartig- obwohl ich anfangs auch einige Probleme damit hatte… nachschauen… ausprobieren und passt wieder!
Viel Freude noch an dem Gerät!!!