Fotografen im Bereich Menschenfotografie sind auf Fotomodelle angewiesen, denn ohne Models keine Fotos. Die Suche nach dem geeigneten Fotomodell kann sich teilweise schwierig gestalten. Daher kann das Ansprechen auf der Straße eine gute Möglichkeit sein. Doch sie birgt zahlreiche Risiken.
Auf der Straße gibt es gute Models
In meinem Artikel »Models im Internet finden« bin ich bereits darauf eingegangen, auf welchen einschlägigen Plattformen im Netz sich geeignete Fotomodelle herumtreiben. Doch das Problem bei diesen Portalen ist, dass die Modelle einerseits hohe und teils überzogene Ansprüche haben und gleichzeitig eine Vielzahl von Anfragen erhalten, in denen man oftmals unter geht.
Wer sich nicht scheut, für die Modellsuche den Fuß vor die Haustür zu setzen, der kann auf diese Weise gute Modelle finden, die sonst niemand finden. Die ersten Jahre meiner Fotografie habe ich eine Vielzahl meiner Models auf der Straße angesprochen. Ich habe damit sehr gute Erfahrungen gesammelt, auch wenn ich mir natürlich zahlreiche Absagen eingesammelt habe. Doch die Offenheit der Menschen war sehr überraschend.
Die richtigen Modelle ansprechen
In meiner Arbeit greife ich sehr häufig auf Amateure zurück. Ich brauche keine Menschen mit Erfahrungen, für meine Arbeit ist das nicht wichtig. Ich habe vielmehr eine gute Menschenkenntnis entwickelt und weiß auf welche Zeichen ich achten muss, um herauszufinden, ob jemand vor meiner Kamera taugt oder nicht.
Die große Herausforderung beim Auswählen der richtigen Modelle ist es, den persönlichen Blick vom fotografischen Blick zu trennen. Denn gerade auf das andere Geschlecht haben Fotografinnen und Fotografen oftmals einen gewissen Blick, der eher biologisch bedingt ist, aber nichts mit Fotografie zu tun haben muss. Frauen können das weitaus besser unterscheiden als Männer.
Der biologische Blick nützt bei der Auswahl der richtigen Modelle wenig, der fotografische Blick ist gefragt. Man muss binnen kurzer Zeit einen Menschen einschätzen, ob er vor der Kamera locker wirken kann, sich geschmeidig bewegt, die Posen natürlich wirken und ein gewisser Ausdruck rüberkommt. Das lässt sich lernen und ist ein gutes Maß, um die richtigen Modelle anzusprechen.
Die passende Ansprache entscheidet
In den Jahren habe ich unterschiedliche Ansprachen probiert und diese auf ihre Wirkung getestet. Von der direkten Methode, bei der ich mit der Tür ins Haus falle, bis hin zu ganz wagen Anbahnungen war alles dabei. Man muss bedenken, dass dies eine besondere Situation ist, denn der Mensch kennt weder uns als Person, noch die eigene Arbeit. Fingerspitzengefühl ist hier also gefordert.
Es ist daher nicht sinnvoll gleich mit der Tür ins Haus zu fallen und jemandem gleich eine Entscheidung für eine fotografische Zusammenarbeit abzuringen. Denn erstens wird jemand das nur selten innerhalb weniger Sekunden entscheiden, auf der anderen Seite hat der Mensch gar keine Kriterien nach denen er entscheiden kann.
Gleichzeitig ist es jedoch auch schwierig, wenn man bei der eigenen Anfrage zu wenig konkret ist und keine klaren Aussagen trifft. Das kann schnell als Unsicherheit interpretiert werden bzw. macht dem Gegenüber vielleicht noch nicht deutlich genug, was eigentlich das Anliegen ist. Denn wir wissen ja alle, dass es in unserer Zeit ziemlich viele unseriöse Fotografen gibt, woher soll also der Mensch wissen, dass wir nicht dazu zählen?
Hinzu kommt, dass Menschen auf der Straße meist gerade irgendein Ziel haben, zu dem sie gehen. In dem sie von Fotografen angesprochen werden, unterbricht man dieses Vorhaben und ist erst einmal ein Störfaktor. Daher hat man selten 10 Minuten Zeit um sich ausführlich zu unterhalten, sondern muss wie bei einem Elevator-Pitch mit wenigen Sätzen zum Punkt kommen und den Nutzen für den anderen Menschen deutlich machen.
Richtige Kommunikation ist das A und O
Bei jeder Ansprache handelt es sich in gewisser Weise um ein kleines Verkaufsgespräch. Auch wenn der Fotograft kein Geld von meinem Gegenüber will, so ist es immerhin etwas viel kostbareres, seine Zeit. Man sollte sich also etwas mit Kommunikation auskennen und wissen, welche Worte welche Wirkung erzielen und wie man seine Ansprache aufbaut.
Alleine schon an welcher Stelle man offene Fragen formuliert und an welcher geschlossene, ist ein entscheidender Faktor, ob man sein Ziel erreicht oder nicht. Fällt man beispielsweise gleich mit der Tür ins Haus und fragt beim ersten Satz: “Guten Tag, darf ich Sie fotografieren?” wird man höchstwahrscheinlich eine Abfuhr dafür bekommen.
Wie bei jeder zwischenmenschlichen Begegnung ist es von größerem Vorteil sich wenigstens mit Namen kurz vorzustellen, da das etwas die Anonymität aufbricht und persönlicher wirkt. Darüber hinaus ist es entscheidend, an welchem Punkt man konstruktive Formulierungen einsetzt und wann destruktive. Gleichzeitig ist eine bildhafte Sprache immer wirkungsvoller als eine abstrakte Sprache.
Stellen Sie sich einfach vor, Sie würde jemand wildfremdes auf der Straße ansprechen und etwas von Ihnen wollen. Wie würden Sie reagieren? Was müsste derjenige sagen, um Ihr Interesse zu wecken? Was würde Sie abstoßen?
Warum Kleider Leute machen
Dass Kleider Leute machen weiß jeder. Die Betonung liegt hier auf dem Begriff “Leute”, es heißt absichtlich nicht “Mensch”. Der Mensch ist in jeder Kleidung natürlich der Gleiche, doch seine wahrgenommene gesellschaftliche Rolle ist eine andere. Es ist ein Unterschied ob man auf der Straße angesprochen wird von jemandem in einem schönen Anzug, in einer schlapprigen Jogginghose oder in einem stinkenden und schmutzigen Kleid.
All diese Dinge sagen womöglich nicht viel über den Menschen aus, doch sie senden uns dennoch unbewusst ein Zeichen, auf das unser Unterbewusstsein mit Sympathie oder Antipathie reagiert. Daher wäre es dem Anlass entsprechen eher unpassend, wenn wir die Ansprachen im Wrack halten oder in Badehose.
Es spielt ebenso eine große Rolle, ist ein männlicher Fotograf unrasiert, hat fettige Haare und riecht nach Zigarette. Selbes gilt selbstverständlich auch für Frauen, hier sind die Hürden meist etwas geringer, sie haben es einfacher, wenn sie das andere oder gleiche Geschlecht ansprechen. Es gibt hier noch nicht so viele destruktive Vorurteile oder Erfahrungen, die es zu überwinden gilt.
Das richtige Rezept für eine gute Ansprache
Wie bei einem guten Essen ist es auch bei der Ansprache von Modellen auf der Straße. Es gibt kein Geheimnis oder eine mysteriöse Formel, die man sagen muss. Vielmehr kommt es darauf an, die richtigen Zutaten, in der richtigen Menge, zur richtigen Zeit hinzuzufügen, damit das gewünschte Ergebnis erreicht wird.
Zudem sollte die Ansprache auch auf die eigene Persönlichkeit und die des Gegenübers zugeschnitten werden. Denn unbewusst merkt es das Gegenüber, wenn wir etwas auswendig gelernt haben oder irgend eine unpassende Rolle spielen. Echtheit und Natürlichkeit sind viel wichtiger als die perfekte Rede.
Wer zudem eher der rationale und sachliche Typ ist, sollte seine Worte anders wählen, als der verspielte emotionale Typ. Außerdem ist es in allen Fällen immer hilfreich, dem Gegenüber nicht das Gefühl zu vermitteln, einer von vielen zu sein. Viel mehr Sympathie erzeugen wir, in dem wir einem Menschen das Gefühl vermitteln, es geht genau um ihn und alles was wir sagen hat nur mit diesem Menschen zu tun.
Lernen Sie das Ansprechen mit professioneller Unterstützung
Da ich immer wieder gefragt werde, wie ich die Modelle für meine Fotoshootings finde, plane ich gerade ein Onlineprogramm. In diesem begleite ich eine kleine Gruppe von Fotografinnen und Fotografen dabei, wie diese Models auf der Straße ansprechen.
Dabei lernen Sie alle wichtigen Grundlagen der Kommunikation, erkennen schnell die Fallstricke und entwickeln Wege, wie Sie mit hohen Abschlussraten zum Ziel kommen.
Für dieses Programm gibt es eine Warteliste. Wenn Sie Interesse haben, schreiben Sie sich ein und Sie erfahren, sobald es losgeht.
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