Bei Porträtaufnahmen im Studio kann viel schief gehen. Porträts können schnell laienhaft und gekünstelt wirken. Im Studio ist der Fotograf der Regisseur und Lichtmeister zugleich.
Es ist wie bei einem guten Rezept, nur wenn die richtigen Zutaten, in der richtigen Menge und dem richtigen Verhältnis zur richtigen Zeit hinzugefügt werden, wird das Gericht am Ende auch schmecken.
In diesem Artikel lernen Sie die häufigsten Fehler, die unerfahrene Fotografen bei der Porträtfotografie im Studio begehen und wie Sie diese beheben können.
Licht zu niedrig
Wenn das Hauptlicht zu niedrig gesetzt wird, kann es dazu führen, dass das Porträt flach und langweilig aussieht, da keine ausreichende Tiefenwirkung erzeugt wird.
Wenn Ihr Studiolicht zu niedrig ist, kann der von der Nase geworfene Schatten breit und wenig schmeichelhaft werden, da die Schatten immer entgegen der Lichtrichtung fallen.
Ein flaches Licht erzeugt keine ausreichend sichtbaren Schatten und Highlight, was das Gesicht des Models eintönig und platt erscheinen lässt.
Ein zu flaches Licht lässt das Gesicht weniger dreidimensional erscheinen, da weniger Tiefe und Dimensionen erscheinen.
Die Lösung: Schräges Licht setzen
Ein schrägeres und höher gesetztes Licht erzeugt natürliche Schatten und Highlight, was dazu beiträgt, das Gesicht des Models plastischer und interessanter erscheinen zu lassen.
Es ist wichtig, das Licht richtig einzustellen und es in Bezug auf das Modell zu platzieren, um natürliche Schatten und Highlight zu erzeugen und die Dimensionen des Gesichts hervorzuheben.
Licht zu hoch
Wenn das Hauptlicht zu hoch gesetzt wird, kann es dazu führen, dass das Porträt zu schattenreich wird, da beispielsweise die Augen komplett im dunklen liegen und keine Lichtreflexe mehr in der Pupille zu sehen sind.
Wenn Ihr Studiolicht zu hoch ist, kann der von der Nase geworfene Schatten zu lang und wenig schmeichelhaft sein, da der eventuell über die Lippen reicht.
Ein zu hohen Licht erzeugt oftmals übertriebene Schatten, was das Gesicht des Models unnatürlich und manchmal gar dämonisch wirken lässt.
Ein zu hohes Licht lässt das Gesicht zwar mehr dreidimensional erscheinen und und bringt viel Tiefe und Dimensionen in das Motiv, allerdings kann es, je nach Gesichtsform, auch sehr unvorteilhaft wirken.
Die Lösung: Ca. 45° Licht setzen
Setzen Sie das Licht ca. 45° von oben und achten Sie darauf, wie die Schatten fallen. Ragt der Nasenschatten über die Lippen, kann das ein Zeichen sein, dass das Licht zu hoch ist. Achten Sie gerade bei Menschen mit sehr tief in den Augenhöhlen liegenden Augen darauf, dass Sie stets eine Lichtreflektion im Auge sehen. Das ist eine gute Orientierung für ein richtig eingestelltes Licht.
Motiv und Hintergrund werden eins
Bei dunklen Hintergründen und dunkelhaarigen Modellen oder beim Tragen von dunkler Kleidung kommt es oftmals dazu, dass Haare oder Kleidung optisch mit dem Hintergrund verschmelzen.
Das kann ein stilistisches Element sein, jedoch ist es oft unbeabsichtigt.
Gleiches geschieht auch bei weißer Kleidung oder blonden Haaren vor hellem Hintergrund.
Das Licht anders setzen
Beim sogenannten “absaufen” von dunklen Stellen empfiehlt es sich, mit einem weiteren Aufhelllicht, Hintergrundlicht oder Effektlicht zu arbeiten, um Modell und Hintergrund sauber zu trennen.
Somit bleibt genug Zeichnung in den dunklen Stellen und die Elemente verschwimmen nicht miteinander.
Beim sogenannten “ausbrennen” von hellen Stellen empfiehlt es sich oft mit weniger Lichtleistung, Abschattern oder anderen Lichtpositionen zu arbeiten.
Gerade bei hellen Bereichen kommt es darauf an, durch mehr Schatten wieder mehr Zeichnung in die Stellen zu bringen, um diese somit optisch vom Hintergrund zu trennen.
Störende Schatten auf dem Hintergrund
Oftmals entstehen durch das Modell störende und nicht gewollte Schatten auf dem Hintergrund. Diese wirken oftmals unnatürlich und nehmen dem Bild an Tiefe.
Mehr Abstand zum Hintergrund
Indem Sie Ihr Modell mit einem größeren Abstand vom Hintergrund positionieren, können Sie diesen ungewollten Schatten entgegenwirken.
Dadurch erhält Ihr Motiv mehr räumliche Tiefe und die Schatten fallen maximal auf den Boden und nicht mehr auf den Hintergrund.
Unnatürliche Blicke und Posen
Bei unbedachten Studioporträts geschieht es oft, dass das Model sehr unnatürlich schaut oder gekünstelte Posen einnimmt. Das nimmt dem ganzen Motiv von seiner Wirkung und lässt es oftmals sogar amateurhaft oder gar lächerlich wirken.
Gekünstelte Posen sollten nur dann verwendet werden, wenn Sie bewusst eingesetzt die Bildaussage unterstützen, wie oftmals in der Fashion-Fotografie oder bei Körperstudien.
Weisen Sie Ihr Modell richtig an
Sie als Fotograf sind der Regisseur des Bildes. Es ist Ihre Aufgabe, Ihr Modell in die richtige Stimmung zu bringen. Das bedeutet auch, dass Sie dafür verantwortlich sind, Emotionen und Posen in Ihrem Modell hervorzurufen.
Das können Sie entweder durch eine Kommunikation mit Ihrem Modell erzeugen oder beispielsweise durch das Erzählen von Geschichten.
Finden Sie heraus, ob Ihr Modell natürlicher wirkt, je mehr sie ihm Anweisungen geben oder je weniger. Da ist jeder Mensch unterschiedlich.
Es kann auch helfen, ihrem Modell eine kleine Aufgabe zu geben, die es zu tun hat (eine Drehung, eine Bewegung oder etwas halten), um dem Bild mehr Natürlichkeit zu geben.
Zu wenig räumliche Tiefe
Oftmals wirken unbedachte Porträts im Studio schnell “flach”, weil ihnen die räumliche Tiefe fehlt. Es gibt keine Fluchten, keine Linien und keine anderen Elemente, die den Blick des Betrachters führen.
Fehlen dann noch Schatten und Unschärfen, dann hat man oftmals den Eindruck von der Wirkung einer zweidimensionalen Briefmarke, aber nicht eines dreidimensionalen Fotos.
Erzeugen Sie den Eindruck von Tiefe
Sie haben verschiedene Möglichkeiten eine räumliche Tiefe in Ihre Studioporträts zu bringen.
Pose: In diesem Fall muss die Komposition des Modells die fehlende Tiefe ausgleichen und die nötigen geometrischen Formen bilden, die für eine interessante Komposition notwendig sind. Schräge Gliedmaßen und diagonale Körperstellungen können diesen Eindruck hervorrufen.
Schatten: Arbeiten sie mehr mit Schatten, da jeder Schatten wieder den Eindruck von Räumlichkeit und Tiefe erzeugt.
Überlagerungen: Wenn Sie mehrere Tiefen im Bild überlagern, können Sie auch dadurch den Eindruck von Tiefe erzeugen.
Unschärfen: Auch Tiefenunschärfen erzeugen im Gehirn den Eindruck von Tiefe und sind ein sehr beliebtes Gestaltungselement, um der Flachheit von Studioporträts entgegenzutreten.