Überall spricht man von Kreativität. Man sollte kreativ sein, ein Problem kreativ behandeln und kreative Lösungsansätze finden. Doch was ist eigentlich diese Kreativität, von der alle sprechen?
Eines ist für mich Kreativität jedenfalls nicht: eine gute Idee. Denn nur weil man eine gute Idee hat, heißt das noch lange nicht, dass man kreativ ist. Es gibt Menschen, die haben den ganzen Tag gute Ideen. Doch sie machen nichts daraus. Auf der anderen Seite gibt es aber auch viele Menschen, die jeden Tag kreativ tätig sind und hierfür die Ideen der anderen nutzen.
Wo ist also der Unterschied?
Stellen wir uns einmal vor, dass der Fotograf Rudi Denkmal an einem wunderbaren Sommerabend unter einem Apfelbaum sitzt. Er sitzt einfach so da und denkt an nichts bestimmtes. Die Sonne kitzelt ihn hin und wieder an der Nase. Ein sanftes Lüftchen weht Rudi um die Lenden.
Plötzlich fällt ein feuerroter Apfel vom Baum und Rudi Denkmal genau auf den Kopf. Just in diesem Moment hat Rudi die Idee, dass er gern einmal ein Foto von Jesus machen möchte, wie dieser über das Wasser geht.
→ Das ist die Idee
Jetzt kann Rudi diese Idee entweder aufschreiben, vergessen oder sie sich merken. Aber ist Rudi deswegen jetzt kreativ? Ist alleine schon die Eingabe einer Idee Kreativität? Für mich nicht. Rudi überlegt jetzt wie er die Idee von Jesus umsetzen könnte. Beispielsweise könnte er in Photoshop eine Foto-Montage machen. Doch leider ist Rudi in Photoshop eher etwas un-kreativ. Dann überlegt er sich, dass er irgendwo Stricke befestigen könnte an denen Jesus hängt. Aber auch diese Idee verwirft er wieder, da er glaubt, dass man es beim genauen Hinschauen sehen würde, wenn er an irgend etwas baumelt. Er unterhält sich mit vielen Freunden und Bekannten, doch keiner hat eine wirkliche Idee, wie man das Bild umsetzen könnte. Dann irgendwann, vielleicht im Traum, unter der Dusche oder auf dem Klo, kommt Rudi die Erleuchtung. Er baut einfach aus Bierkästen eine Art Podest, auf denen sein Jesus stehen kann. Dieser steht auf dem Boden eines See’s und geht nur bis knapp unter die Wasseroberfläche, so dass man ihn von oben nicht sehen kann. Darauf kann sein Jesus stehen und es wirkt als stünde er auf dem Wasser. Rudi hatte quasi eine Idee zur Lösung eines Problems.
→ Das ist Kreativität
Wir sehen also, dass zwar beides Ideen sind, aber dass es dabei Unterschiede gibt. Das eine ist die Ziel-Idee und das andere ist die Lösungs-Idee. Und wenn wir dies als Maßstab nehmen, können Menschen, die den ganzen Tag eine Idee nach der Anderen haben, dennoch sehr unkreativ sein, wenn sie aus ihren Ideen nichts machen. Auf der anderen Seite, können Menschen ohne eigene Ziel-Ideen dennoch sehr kreativ sein, wenn sie für die Ziel-Ideen von anderen Menschen Lösungs-Ideen finden – und demnach kreativ sind.
Ein vergleichbares Beispiel hierfür lässt sich auch in den Worten Wissen und Klugheit finden. Wissen ist etwas, das sich jeder Mensch anhäufen kann. Es ist zwar dabei noch zu unterscheiden ob es ein Wissen aus Büchern oder ein selbst erfahrenes Wissen aus dem Leben ist. Im zweiten Beispiel wird das erlangte Wissen zur eigenen Erfahrung. Wir können uns also mit fremden Wissen vollstopfen, bis wir über alles Bescheid wissen. Wir können uns bei jedem Gespräch beteiligen, haben zu allem eine Meinung und können andere damit wunderbar beeindrucken. Aber was nützt uns dieses Wissen? Wissen ist nur nützlich, wenn es angewendet wird. Und so zeigt sich in der Anwendung seine Kreativität. Und ich bin der Meinung, dass man es auch als eine Form von Weisheit bezeichnen kann. Denn der Weise hat nicht nur Kenntnis von bestimmten Dingen, sondern er weiß aus diesen Informationen etwas zu machen, Wissen anzuwenden. Daher stimmt der Satz „Wissen ist Macht“ auch nicht hundertprozentig. Richtig müsste es heißen „Angewendetes Wissen ist Macht.“
Und so zeigt sich am Ende, wer einfach nur Ideen hat oder viel weiß und wer damit kreativ umgehen kann.
Und nun bin ich gespannt wie kreativ du mit diesem neuen Wissen umgehst.
Was ist für dich der Unterschied zwischen einer Idee und Kreativität? Gibt es überhaupt einen? Oder ist das alles nur Quatsch was ich hier schreibe?