Ich war 22 Tage in Rumänien und machte doch keinen Urlaub
Wie ihr wisst bin ich gerade von meiner Fotoreise Rumänien wiedergekommen.
In der ersten Woche fuhr ich alleine mit dem Auto durch das Land, um spannende Plätze zum Fotografieren zu entdecken, und um sie bei der Fotoreise 2018 gemeinsam mit den Teilnehmern zu bereisen. Dabei entdeckte ich beispielsweise die Schlammvulkane von Berca.
In der zweiten Woche kam dann Kathrin, meine Partnerin, gemeinsam mit den anderen Fotografen nach und es stand 1 Woche intensives Fotografieren auf dem Plan. Wir besuchten den Schmied bei seiner Arbeit, den Ziegelmacher, die Schäfer und viele mehr und porträtieren diese Menschen auf eindrucksvolle Art und Weise.
In der dritten Woche reiste ich dann mit Kathrin zu den Roma, bei denen wir drei Tage verbrachten und in einem Roma-Dorf wohnten. Das war unsere intensivste Woche, denn hier gab es für uns auf eindrucksvolle Art und Weise eine Welt zu sehen, die wir so nicht kannten. Die letzten 4 Tage gönnten wir uns dann etwas Entschleunigung.
Ich bin über 2.500km in 22 Tagen gefahren, habe über 10 verschiedene Städte und Dörfer besucht, habe an die 1500 Fotos gemacht, habe viele neue Menschen kennengelernt, habe mich 1 Woche mindestens 12h täglich um unsere Fotografen-Gäste gekümmert, habe jeden Tag auf Instagram meine Storys gepostet und täglich vor dem zu Bett gehen meinen Live-Reisetagebericht geschrieben, um euch an meiner Reise teilhaben zu lassen. Ich habe fast täglich meine E-Mails bearbeitet, um das Leben in Deutschland auch weiter am Laufen zu halten und zwischendurch bearbeitete ich immer mal wieder ein paar Fotos, um sie auf Facebook zu posten. Ich habe die ersten 18 Tage lange gearbeitet und meine Nächte waren meist kurz.
Doch warum habe ich das alles getan?
Weil es mir vor allem Freude bereitet neue Dinge zu entdecken und entstehen zu lassen.
Aber es gibt noch weitere Dinge.
- Beispielsweise möchte ich einen Bildband über die Menschen in Rumänien zu veröffentlichen. Keinen klassischen Reiseführer und nichts was (nur) die touristischen Höhepunkte zeigt, sondern eher ein Buch, das die Menschen am Leben in Rumänien teilhaben lässt. Das wird noch einige Reisen an Arbeit bedeuten, aber ich habe dieses Ziel vor meinen Augen.
- Ein weiteres Ziel ist es, dass ich ein paar Deutsche mehr, an der rumänischen, siebenbürgischen und Roma-Kultur und Lebensweise teilhaben lassen möchte, weil die Rumänien leider – und völlig unberechtigt – ein so schlechtes Ansehen bei uns genießen. Fast jeder dem ich sagte, dass ich nach Rumänien fahren werde, meinte »Ist es dann da sicher?» oder »Warum denn gerade Rumänien?«
- Es gibt fotografisch so viele spannende Dinge in Rumänien zu entdecken, daran möchte ich auf meinen Fotoreisen andere Fotografen teilhaben lassen. Wann kommt man mal dazu Bären in freier Wildbahn zu beobachten? Wann sieht man noch traditionelle Handwerke wie Schmiede, Schäfer, Köhler oder Ziegelmacher?
- Die Natur in Rumänien ist noch sehr ursprünglich und naturbelassen, dass es einfach Spaß macht sie zu genießen. Das Essen ist frisch, die Wiesen sind saftig und die Tiere scheinen dort meist (bis auf vielleicht die Hunde) ein gutes Leben zu haben. In Rumänien hat man Berge, Weite oder das Meer. Alles was man braucht für eine gelungene Reise oder sogar einen „Urlaub“.
Nun bin ich zurück von meiner Fotoreise und möchte einerseits ein Resümee ziehen, aber auf der anderen Seite auch etwas dazu sagen, da mir viele Menschen vor meiner Reise »einen schönen Urlaub« gewünscht haben oder mich nach meiner Rückreise fragten »seid ihr gut erholt«. Ich freue mich sehr über diese Wünsche und Fragen, doch ich glaube aus diesem Artikel wird klar, dass meine Reise nichts mit Urlaub zu tun hatte. Für mich war das Arbeit. Der Unterschied ist dabei nur, dass ich meine Arbeit sehr mag und sie nicht als Belastung sehe.
Wikipedia sagt zur Definition von Urlaub übrigens folgendes.
Urlaub ist bei einem Arbeitsverhältnis der Zeitraum, in dem ein arbeitsfähiger Arbeitnehmer, Beamter, Soldat oder auch Selbständiger unter Fortzahlung des Arbeitsentgelts von der Arbeitspflicht zur Erbringung von Arbeitsleistungen befreit ist.
Nichts dieser Punkte trifft auf mich zu. Ich musste mich von nichts erholen und bekam in dieser Zeit auch kein Honorar (außer natürlich von der Woche mit den Teilnehmern). Ich habe einfach weiterhin das getan, was ich liebe: Fotografieren und neue Projekte entstehen lassen. Ob ich irgendwann mal mit den Fotos aus Rumänien etwas verdienen werde, ob sich irgendwann die Fotoreisen mal rechnen werden, dass auch etwas hängen bleibt, das steht auf einem ganz anderen Blatt. Ich werde meine Fotoreisen weiterhin machen. Wenn ich damit Geld verdienen kann, freut es mich umso mehr. Wenn ich aber damit nichts verdiene, dann bleibt es dennoch eine wertvolle Erfahrung.
Vielleicht möchtest du mich nach Rumänien begleiten, um mit mir diese Erfahrungen zu teilen.
PS: Doch was ist jetzt eigentlich mit der Frage warum ich keinen Urlaub mache? Da ich reisen wunderbar mit meiner Arbeit verbinden kann, gibt es für mich gar nicht die Notwendigkeit in einen »Urlaub« zu fahren. Denn was würde ich dort anderes machen als auf meinen Reisen? Und erholen muss ich mich von meiner Arbeit nicht auf Reisen, das kann ich tun, wenn ich wieder zurück gekommen bin. In meinem Garten, am See, im Park oder zu Hause. Dafür muss ich nicht wegfahren.
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