Bitte mach mir meine Beine länger, meine Brüste größer und meine Hüften schmaler!
Viele Fotografen kennen das. Der Kunde überhäuft einen mit Sonderwünschen, die sich oftmals nur schwer mit den eigenen Vorstellungen vereinen lassen. Es können durchaus Welten zwischen dem liegen was der Kunde von uns möchte und dem, wie wir die Bilder sehen.
Doch wie kann man seinen Kunden von diesen Wünschen abbringen? Wie macht man ihm klar, dass man nicht jeden seiner Wünsche bedingungslos umsetzen wird?
Wenn du dich ausschließlich als Dienstleister siehst und getreu dem Motto „Der Kunde ist König“ arbeitest, dann brauchst du dir diesen Beitrag nicht weiter durchlesen. Es ist völlig in Ordnung so zu arbeiten und dem Kunden jeden Wunsch zu erfüllen. Wenn du allerdings der Meinung bist, dass dein Kunde dich bucht weil er eigentlich deinen fotografischen Stil bucht und er dir deswegen auch nicht zu viel hineinreden sollte, dann sieht es schon anders aus. Der Grad zwischen Künstler und Dienstleister ist da manchmal schon sehr schmal.
In meinem Beitrag Sollte man als Fotograf kosten arbeiten? bin ich bereits auf die Unterschiede zwischen freien Projekten und Auftragsfotografie eingegangen. Und genau wie dort, setze ich auch bei dieser Frage einen Maßstab zur Unterscheidung an. Es gibt meine eigenen freien Projekte, in denen ich mich künstlerisch austoben kann und bei denen mir niemand dazwischen redet und auf der anderen Seite gibt es meine Auftragsarbeiten, bei denen es darum geht meine Kunden zufrieden zu stellen. Denn die Kundenzufriedenheit ist für mich eine ganz besondere Herausforderung. Die Frage für mich dabei ist „Kann ich ein Bild erstellen, dass den Ansprüchen meines Kunden gerecht wird oder sie gar übertrifft?“ Ich finde das absolut spannend!
In meinem Beitrag Profilierung und Positionierung als Fotograf haben wir uns bereits der Frage gewidmet, wofür wir als Fotograf stehen. Wenn diese Antwort erst einmal klar ist, ist es um ein vielfaches einfacher abzuwägen, ob bestimmte Kundenwünsche zu dem passen, wofür ich fotografisch stehe. Wichtig ist dabei nur, dass du deinen Kunden immer sagst, wenn mit einem Wunsch eine Grenze bei dir erreicht ist und ihm das auch freundlich und sachlich erläuterst.
Mein eigener Anspruch ist beispielsweise die Natürlichkeit der Menschen und deren „Ungeschönheit“. Wenn ein Kunde also von mir verlangt, ich solle ihm die Beine länger, Brüste größer oder Hüften schmaler mache, dann sage ich ihm freundlich, dass das nicht meinem fotografischem Stil entspricht und er mich sicher nicht deswegen ausgewählt hat. Denn ich habe für mich den eigenen Anspruch nur das zu retuschieren was nicht zum Menschen permanent dazu gehört. Das sind beispielsweise Pickel, Augenringe, blaue Flecken oder verlaufene Schminke. Leberflecke, Narben und Falten gehören für mich zur Persönlichkeit dazu und werden deswegen nur in äußersten Ausnahmefällen retuschiert und zwar dann, wenn es das Bild wirklich stört.
Jeder der meine Bilder anschaut weiß somit, dass die Menschen in diesem Licht, aus dieser Perspektive und zu diesem Moment wirklich so aussahen. Würde ich manche Bilder nachträglich bearbeiten, wäre diese Gewissheit hinüber.
Darüber muss man mit seinem Kunden einfach sprechen und die meisten Kunden haben dafür auch vollstes Verständnis.
In meinem Berufsalltag kam es bisher nur drei mal vor, dass Kunden sich auf Bildern nicht gefielen. Wie ich damit umgegangen bin und was ich noch zum Thema zu sagen habe, das erfährst du in meinem Video.
Schreib mir als Kommentar wie du mit dem Thema Kundenwünsche umgehst. Oder was waren die absurdesten Kundenwünsche, die du jemals hörtest? Ich freue mich drauf.
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