Ich habe diesen Beitrag schon seit einiger Zeit als Entwurf im Backend meines Blogs. Ich war mir unsicher, ob ich ihn veröffentlichen sollte oder nicht. Wer mich kennt oder verfolgt weiß von mir, dass ich mich im Internet so gut wie nie über etwas aufrege, etwas kritisiere oder jemanden angreife. Ich konzentriere mich auf mich selbst und schere mich nicht viel darum was andere in der Branche machen. Doch da ich natürlich Teil der Branche bin und ihre Entwicklung am eigenen Leib erlebe, wird dieser Beitrag nun doch veröffentlicht. Ich möchte in diesem Artikel einige Gedanken loswerden, mit denen ich mich sicher bei einigen unbeliebt machen werde. Aber das ist mir gleich, mich hat es noch nie gebremst, dass ich jemandem auf die Füße treten könnte, wenn etwas aus mir heraus wollte.
Es gab zwei Impulsgeber, diesen Artikel nun doch zu publizieren. Einerseits der wundervolle Podcast von Jan Kocovski. Jan ist Werbefotograf, lebt von der Fotografie und sagte in der ersten Folge etwas ganz entscheidendes.
„… Und ich habe auch ein paar ganz tolle Podcasts zum Thema Fotografie gefunden. Allerdings muss ich gestehen, dass sehr sehr viele Podcasts, in die ich hinein gehört habe, eigentlich für mich nicht so wirklich interessant waren. Der Grund warum die nicht so wirklich interessant waren, ist eigentlich, dass ich das Gefühl hatte, dass die Menschen die diesen Podcast machen, nicht unbedingt von der Fotografie leben, sondern eher davon leben über Fotografie zu erzählen. Das ist jetzt an sich nichts schlechtes, aber für mich war das nicht wirklich etwas, was mich interessiert hat, da ich meistens das Gefühl hatte, dass die Informationen nicht real waren, oder eher vom »Hören-Sagen« kamen. Also nicht wirklich auf den eigenen Erfahrungen beruht haben. …“
Der zweite Impuls kam durch den Blogbeitrag »Soll ich mich als Fotograf selbständig machen« von Patrick Ludolph auf Neunzehn72.de, der unter anderem schrieb:
“ … Es gibt mittlerweile in der Fotografieszene ein großes Angebot an Life-, Business-, Mind- und Motivationstrainings. Die mögen inhaltlich durchaus gute Tipps vermitteln. Ich empfehle jedem ein solides Business- oder Marketingseminar zu besuchen, wenn man sich selbstständig machen möchte. Aber ich warne davor zu blauäugig zu sein, denn das Produkt der großen Erfolgsseminare ist der Traum von der erfolgreichen Selbstständigkeit. Die Redner sind hervorragend darin ihr Produkt (den Traum) zu verkaufen, … Sie erzählen aber niemandem, dass sie in erster Linie durch ihren Nasenfaktor so erfolgreich sind. Sie lassen die Teilnehmer in dem Glauben, dass jeder es schaffen kann und das ist einfach nur Bullshit.“
Und schon sind wir beim Thema, das ich gern mit einem kleinen Vergleich beginnen möchte.
Die meisten Menschen wissen wer Helene Fischer, Roberto Blanco oder Jürgen Drews sind. Sie sind populär, sie sind präsent, sie sind überall dabei. Doch sind sich die meisten einig, künstlerisch hochwertig sind ihre Arbeiten nicht. Sie sind massentauglich und gefällig. Eben das was man als Pop oder Mainstream bezeichnet und genau das ist ihnen selbst auch völlig bewusst. Sie bewegen sich in der Welt der großen Shows, des Schall und Rauchs und des »Nichtweiterdarübernachdenkenmüssens«. Sie sind eben Popstars, unsere Schlagerkönige, unsere Quotenlieblinge. Mehr Glanz und Glamour als Inhalte.
Auch wir Fotografen haben unsere Schlagerstars. Diejenigen, die schon unzählige Male durch jedes Fotografeninterview gezogen wurden. Diejenigen, die von anderen Schlagerstars immer wieder eingeladen werden und sich gegenseitig zunicken. Diejenigen, die bei allen Massenveranstaltungen der Branche stets auf der Bühne stehen. Ich möchte hier bewusst keine Namen nennen, denn einerseits kennen wir sie alle, auf der anderen Seite geht es mir in diesem Artikel nicht darum diese Menschen zu kritisieren. Jeder darf selbst entscheiden welche Spuren er in diesem Leben hinterlassen möchte.
Bei uns Fotografen ist scheinbar eine bedeutende Sache anders als bei den Musikern. Ich kenne keinen Musiker, der danach strebt von den Popstars zu lernen, wie man deren Musik macht. Auch kenne ich keinen Musiker, der diese Popstars und Volksmusikanten als künstlerisches Vorbild hat und die eigene Arbeit an der ihren orientiert. Für mich ist das nachvollziehbar, zumindest dann, wenn man einen gewissen Anspruch an Sinn und Tiefgründigkeit verfolgt. Vor allem wenn man den Anspruch hat etwas eigenes zu erschaffen. Viele Fotografen wollen allerdings von unseren Volksmusikanten der Fotografie lernen. Unsere Schlagerstars geben ja auch ständig Seminare, Coachings und Vorträge. Und sie sind ausgebucht. Doch ich frage mich, was lernen wir von ihnen? Was geben sie all den Fotografen mit auf den Weg, die sich wirklich weiterentwickeln wollen? Was können Sie erzählen über das Fotografie-Business? Eigentlich nichts und trotzdem tun sie es.
Interessant zu beobachten ist außerdem ein weiteres Phänomen. Schaut man sich die Arbeiten einiger dieser Fotosternchen an, dann wird eines schnell klar. Mit der klassischen Fotografie haben diese nichts am Hut. Denn – und das sagen diese Kollegen auch selbst ganz offen – ist das Foto für Sie oft nur die Grundlage der eigenen Arbeit, die wirkliche Leistung beginnt erst in der Bildbearbeitung. Das heißt, dass die VIP’s der Fotografenszene eigentlich gar keine Fotografen sind, sie sind Fotodesigner. Dennoch sind sie die Vorbilder vieler Fotografen. Außerdem gibt es dann noch diejenigen, deren Bilder absolut hochgejubelt werden, ohne dass ich es verstehen kann. Ich bin mir sicher, würde unter diesen Bildern nicht deren Name stehen, würden diese in den Fotografen-Gruppen zerpflückt werden. Denn von Bildgestaltung, Komposition und Ausdruck ist da nichts zu finden. Das ist für mich absurd.
Wir lernen also von unseren Volksmusikanten der Fotografie wie man sich innerhalb der Fotoszene selbst vermarktet. Dabei wissen sie meist nur, wie das Marketing für die Zielgruppe der Fotografen funktioniert. Denn Privatkunden, Businesskunden, Verlage und Agenturen haben komplett andere Vorstellungen davon, wie ein Fotograf auftreten muss. Und oftmals werden unsere Fotostars von den großen Kunden der Branche auch nicht ernstgenommen. Trotzdem laufen hunderte zu Ihnen um von ihnen zu lernen. Fotografen lernen von ihnen also, wie man Pop- & Volksmusik in der Fotografie produziert, die bei Fotografen gut ankommt, aber gar nicht taugt für reelle potentielle Auftraggeber. Und die sind es ja, die einen Fotografen bezahlen. Das ist nicht nur völlig an der Realität vorbei, nein es macht im Ergebnis die Fotografieszene so unendlich gleich und vergleichbar. Alles wird ähnlicher und oftmals weiß ich bei Fotos gar nicht mehr ob sie nun von Fotograf A kommen oder von Fotograf B. Es könnte jeder gemacht haben. Aber gut, jeder soll das Lernen was er will und fotografieren wie er will. Ich schaue mir dann lieber die Arbeiten richtig guter Werbefotografen an, da stecken noch eigene Ideen drin und nicht das immer gleich kopierte Ding wie die Frau im Gebüsch mit unscharfen Zweigen im Vordergrund.
Hat schon mal jemand darüber nachgedacht, dass ein Fotograf der wirklich gut im Geschäft ist, gar keine Zeit hat jedes Wochenende Workshops zu geben und am laufenden Band Instagram-Storys und Facebook-Postings zu produzieren? Denn er ist gerade im nächsten Job. Viele Trainer leben also nur von den Fotografen und haben irgendwann den Kontakt zur wirklichen Fotografie verloren, so sie diesen überhaupt einmal hatten. Und ähnlich wie Jan finde ich, dass das vollkommen in Ordnung ist. Nur frage ich mich, ob das den Teilnehmern wirklich bewusst ist, dass das was sie da lernen nichts mit der Fotografen-Realität zu tun hat, sondern maximal mit der Coach-Realität?
Ich arbeite seit 12 Jahren als Fotograf und gebe selbst seit 6 Jahren Seminare und Coachings. Auch ich habe natürlich den Wunsch mich fotografisch weiterzubilden. Ich möchte gerne von anderen lernen. Und zwar von Fotografen, die das Handwerk beherrschen und aus dem tatsächlichen Alltag berichten können. Ich möchte gar nichts groß über Photoshop und Co. wissen, denn die Arbeit mit fotografischen Mitteln und vor allem mit den Menschen liegt mir vielmehr als vorm Rechner zu sitzen und Pixel zu schubsen. (Und wenn, dann gehe ich lieber zu Kollegen wie Uli Staiger oder Tom Krieger, die mega Photoshopper sind und trotzdem im Business stehen.) Doch hier beginnt mein Problem. Auf welches Fotoevent man auch geht, es tauchen immer wieder die gleichen üblichen Verdächtigen auf. Um nur mal ein paar zu nennen Photostars on Stage, Photokina, Fotofestival Zingst, Fotografen Kongress, Photo Summit Berlin, und weitere. Überall sind die Photoshopper. Doch wo geht es noch um Fotografie? Ich hoffe ich kenne all die tollen Events nur nicht und ihr könnt mir zahlreiche gute Tipps nennen.
Ich meine, es gibt heutzutage so unglaublich viele tolle Talente in der Fotografie. Manche Fotografen sind so gut, dass ich mich manchmal selbst richtig schlecht neben ihnen fühle. Doch warum lädt die niemand zu den großen Fotoevents ein? Warum fragt sie niemand wie sie ihre Bilder machen? Warum lernen wir alle nicht von denen? Das hilft uns und hilft ihnen. Doch leider weiß ich natürlich die Antwort auf die Fragen schon. Die Antwort ist: Versagensangst! Ja Versagensangst! Alle diese Veranstalter leiden unter ihr. Sie gehen lieber auf Nummer sicher und buchen die Quotenschlager als jemanden zu buchen, den kaum einer kennt. Denn sie alle wollen Karten verkaufen, damit ihre Events voll sind bzw. ihre Produkte Absatz finden. Außerdem bekommen sie dann vielleicht auch noch ein Stück von den hunderttausenden Followern ab, die unsere Stars haben. Das ist feige und hilft niemanden außer ihnen selbst.
Ich wünsche mir daher von uns allen, von den Veranstaltern der Fotoevents und Messen, der Industrie und uns Fotografen, dass wir alle mal ganz tief in uns gehen und uns fragen, wo wir die Fotografie in 20/50 oder 100 Jahren sehen? Wenn wir alle in uns gehen, ganz tief und uns erinnern, welche Fotos uns auf Ausstellungen, in Katalogen, in Büchern oder Museen wirklich bewegen, dann sind es die Fotografien, die zum Zeitpunkt ihrer Entstehung alles andere als populär waren. Sie sind es irgendwann erst geworden. Sie sind es geworden, weil sich Menschen getraut haben, ausgetrampelte Pfade zu verlassen und neue Wege zu gehen, etwas zu riskieren, neue Maßstäbe zu setzen, nicht gefällig zu sein, anzuecken. Ich wünsche mir, dass wir das auch alle tun und wieder ein Stück mutiger werden. Denn das Ziel von Lehrveranstaltungen (so nenne ich jetzt einfach mal jede Form, in der Fotografen ihr Wissen weitergeben) sollte sicher wirtschaftlich ein Erfolg sein, aber sollte vor allem für die Teilnehmer ein Erfolg sein, weil sie etwas neues gelernt haben, etwas das ihr Denken verändert, das sie anregt eigene Wege zu gehen und etwas einzigartiges zu erschaffen. Wenn wir alle fest daran glauben und jeder mit gutem Beispiel voran geht, dann kann Fotografie auch wieder zu etwas ganz besonderem und einzigartigen werden. Viele Fotografen, Galerien, Verlage und Co. machen es uns vor. Doch diese eingeschworene Social-Media-Fotografen-Gemeinde dümpelt in ihrem eigenen Saft herum und merkt es nicht, dass sich die wirkliche Fotografie schon lange auf anderen Wegen weiterentwickelt hat.
In diesem Sinne hoffe ich sehr, dass ich schon bald einer Menge Veranstaltungen finde, in denen mir tolle (unpopuläre) Fotografen etwas von ihrem Wissen preisgeben, das mich absolut begeistert und meine eigene fotografische Arbeit inspiriert. Dann werde ich zu den Veranstaltern gehen und ihnen für ihren Mut danken!
Lieber Corwin,
doch, solche Veranstaltungen, wie du sie dir wünscht gibt es. Ich bin sicher, auch relativ viele. Sie sind nur nicht so allgegenwärtig wie die „Rockstar-Events“.
Ich habe in den Jahren 2016 und 2017 Fotografen bei dem Event „Von der Fotografie leben“ auf die Bühne gebeten, die alle echt im Fotografen-Alltag stehen und vorher noch nie auf einer Bühne standen. In 2016 waren wir ausgebucht (50 Teilnehmer) und in 2017 fast ausgebucht.
Es geht also 😉
Beste Grüße
Michael
Lieber Michael,
da du für mich auch zu den Ausnahmen zählst und beides – Business und Seminare – wunderbar miteinander vereinst, wundert es mich nicht, dass es da bei dir ein entsprechendes Angebot gibt. Wenn sich die Angebote dieser Art häufen, werde ich den Artikel gern um eine Auflistung ergänzen. Danke für deinen Beitrag.
Hallo,
Sehe ich ähnlich wie du. Ich gebe selber ca. 2 Workshops im Jahr, es ist ein Nischenthema (Makrofotografie) und da dreht sich sich sehr viel um das Licht und die Bildkomposition, zwei Elementare Dinge.
Da ich ein, zwei Tage in der Makrofotografie tätig bin, habe ich die Erfahrung gemacht das die Beherrschung und das Wissen dieser beiden Dinge einem fotografisch enorm weiter bringen können.
Und trotzdem Interessiert es (fast) keinen! Bildbearbeitung und Kaufberatungs Workshops wären wahrscheinlich wöchentlich ausverkauft, aber das bin nicht ich! Da beißt sich ja der fotografische Hund in den Schwanz und dreht sich immerwährend im Kreis
Salut,
Ich finde den Vergleich mit dem Schlager wirklich klasse. Top produzierter, massentauglicher Einheitskrempel. Ich selbst habe mich vor Jahren auch dazu verleiten lassen mit einem dieser Sternchen zusammen zwei Workshops in Deutschland und der Schweiz zu geben und bin beide Male mit einem Sack voll Zweifeln und mieser Stimmung heim gefahren. Meine Parts waren die Geschichte/Entwicklung der Fotografie, Gestaltungslehre und konzeptionelle Arbeiten sowie Bild- und Serieninhalte und deren Wertigkeit für entsprechende Märkte, Gesellschaft, Historie. Hat, bis auf die gängigen Schaubilder von Gestaltungsrastern und ein oder zwei personenbezogene Ausnahmen nur Schulterzucken und Abwinken verursacht. Auch selbst besuchte Events (gefunden in sozialen Netzwerken) waren meist totale Reinfälle. Im Nachhinein habe ich ein gemeinsames Motto gefunden. „Ich find mich saugeil!“ muss es gewesen sein. Zusammengeklaute Tutorials neu aufbereitet und bei Fragen konnte man bei 99% der Referenten erkennen, dass es massig an Basics fehlte. Irgendwie im Netz präsent zu sein finde ich nachwievor in Ordnung, aber meine Konsequenz daraus war, dass ich diesen ganzen Kram an mir vorbeigleiten lasse und dafür entweder shooten gehe (auch ohne Flocken) oder mir einen Fotobuchtag, einen Lesetag mit Sonntag, Bathes o.ä. oder einen Museumsbesuch gönne. Kostet weniger und ist deutlich effizienter und inspirierender. Da ich nicht hauptberuflich fotografiere, hab ich nu leicht reden, aber ich nehme auch Jobs an und die Erfahrung hat mir gezeigt, dass gute Arbeit immer noch analog empfolen wird ebenso wie gute Tipps für Workshops, deren Bühne nicht so leicht zugänglich, viel viel kleiner, dafür aber deutlich wertiger ist. Ich dachte in meiner ersten Ausstellung, dass ich den Leuten sagen muss, das da sind meine Bilder. Nein, bei guten Arbeiten kommen die Leute auf mich zu und haben Fragen oder Anmerkungen (is schon ein mal vorgekommen). Wenn’s shit ist, merkste das (is auch schon vorgekommen). Ich mache heute wieder „Workshops“ bzw. Coachings und zwar NUR für Leute, die richtig Bock drauf haben, hauptsächlich Kids aus dem Freundes- und Bekanntenkreis, die mich fragen, wie das da so geht. Kostenlos. Was ich nicht lassen kann sind bissige bzw. subtile Kommentare zu Aufmerksamkeitsdefizit-Posts zu verfassen. Corvin, ich schätze deine Arbeit sehr und würde bei dir sogar mal in die Lehre gehen, wenn ich meine Sujets erweitern möchte. In diesem Sinne…
Ein sehr schöner Artikel, bei dem ich mich bei vielen Punkten habe kopfnickend lesen sehen. Sehr gut, dass du dich zum Veröffentlichen entschlossen hast.
Ich muss aber sagen, dass ich in letzter Zeit häufig Artikel sehe, in denen es um ähnliches geht (es mag durchaus am Social-Blasen-Filter liegen …Stichwort „Ausverkauf der Fotografie“) und ich frage mich zunehmend: hat es nicht doch etwas Gutes – gerade für die „echten Fotografen“ ?
Ich meine Folgendes: (und muss Voraus schicken – ich bin ausschließlich und gezielt Pixelschupser. Ich habe während des Studiums die Fotografieabteilung – besonders die Analoge – gemieden, wie der Teufel das Weihwasser. Mein Ziel war immer das Verbildlichen von surrealen Traumbildern. Gäbe es Photoshop nicht, hätte ich mich dem mühsamen Mittel der Malerei bedient. Und ich würde mich auch niemals als Fotografen bezeichnen – aus genau diesem Grund. Letztlich steht jetzt doch Fotografie mit auf meiner Webseite, weil ich es müde war, ständig zu erklären, was ich mache – und viele wollen es auch gar nicht wissen. Sind Bilder mit Menschen drauf – muss Fotografie sein…)
Worauf ich hinaus will: es mangelt mir gänzlich an der Faszination für die (analoge) Fotografie als solche – und ich denke, genau die MUSS aber da sein!
Die sollte da sein, um Fotograf zu werden/sein. Das stirbt nun aus (?) – und man merkt es an allen Ecken und Enden. Es reicht nicht die Faszination am Bild (dann ist man eben „Pixelschupser“ und das finde ich in Ordnung).
Aber bleibt in diesem Ganzen Wust aus Leuten, die „nur“ ein Bild machen wollen nicht letztlich genau der stehen, der wie Du, wirklich Ahnung hat?!
Kommt nicht die Fotografie als Kunst erst dann wirklich zum tragen, wenn es hervorsticht aus der Masse, die sich mit ´ner teuren Kamera und 23trilliarden Workshops versuchen zu verwirklichen?
Was macht denn heute den Unterschied aus — wo vermeintlich schon jeder mit nem Smartphone und diversen Filtern „bessere“ Bilder machen kann, als alle Amateur-Familien-Fotografen der 90iger zusammen?:
M. E. sind es eben die, die noch den Bezug und die Faszination der wirklichen Fotografie haben.
Es sind Menschen wie Du, die es wirklich wirklich gelernt haben, die Wissen, was was und warum zwischen Kamera und Licht macht und ich denke, es dauert letztlich ein bisschen – aber im Kern bleibt dann genau DAS als wirkliche Fotografiekunst stehen. Der Rest … pfff …
Ich finde also diese merkwürdige Massen-Mainstream-Entwicklung gar nicht so schlecht. Und Mainstream braucht immer Schlagerstars, damit es was gibt, wovon man sich abheben kann.
Ich habe nie an solchen Veranstaltungen teil genommen, den einzigen Workshop, den ich mal gemacht habe, war bei dir – ich vermag als kein Urteil über die ganzen „Leuchtpunkte an der Workshop-Szene“ zu bilden.
Aber ich denke, wenn sich demnächst mal die Frage stellt, was Fotografie nun eigentlich noch ausmacht, braucht es einen Haufen „nix“ um ein „das“ zu definieren.
In diesem Sinne: Je mehr Einheitsmüll desto wahrer die Perlen 😉
Liebe Grüße
Ich kann das auch unterschreiben, allerdings gibt es noch ein weiteres, genauso großes Problem bei diesen Fotografen. Der Grund warum diese auch nur Chancen haben mit Workshops Geld zu verdienen, ist vorallem ein ästhetisches. Der Geschmack und die ästhetische Bildung dieser Fotografen ist in einer Welt verortet, die in der Werbung oder schlimmer „Fashionwelt“ null gefragt ist, nicht vorkommt. Es trieft an jeder Ecke vor Kitsch oder Proletentum. Damit macht man sich bei Agenturen eher lächerlich. Ich wundere mich nur, ob diese ganzen bekannten „Fotografen“ jemals ein Modemagazin in der Hand hatten. Fashion ist für diese Menschen eher was Uschi aus dem Vorort „geil“ findet und was der Kevin aus Schweinfurt sexy findet.
Nun ja, die meisten „Fotografen“ die den beschriebenen „Schlagerstars der Fotografie“ nacheifern sind doch Amateure, so wie die Coaches selber! Der momentane Lifestyle macht´s möglich, dass einem hier vorgegaukelt wird, das sie Vorne mitspielen. Schwachsinn. Vorne, in der Werbung, im Editorial? Da habe ich bis auf eine Ausnahme keinen von den angedeuteten Namen je gesehen. In der gehobenen Auftragsfotografie spielen diese Herrschaften keine Rolle. 😉
Und richtig gute Werbefotografen wissen das man so nah wie möglich das Skript der Agentur treffen muss, das ist rein technisch und hat sehr wenig mit Kreativleistung Zutun. Man kann es drehen und wenden wie man möchte, es gibt mit hoher Wahrscheinlichkeit nur 300 ernstzunehmende Adresse in Deutschland! Und selbst unter denen sollten sich mindestens 50% langsam mal fragen was sie da eigentlich machen.
Gut gebrüllt! 🙂
Löwe!
Viele Grüße
Christian
Danke für diesen schönen, treffenden Beitrag.
Die Arbeit unserer Schlagerstars führt so langsam auch zu einer Erwartungshaltung beim Publikum fern von der Wissensvermittlung . Viele wollen gar nicht wissen wie man sich als Künstler / Fotograf weiterentwickelt. Sie wollen Popularität in den sozialen Netzwerken wie ihre Idole sie haben, egal wie und auf welchem Weg. Meist laut, grell, charakterlos und ohne Aussage.
Ich brauchte selbst eine ganze Weile bis ich meine Workshops im Bereich Light Art Photography und Light Painting so geplant habe, dass ich mehrheitlich am Thema interessierte Teilnehmer habe, die eben nicht nur das coole Light Painting im coolen Lost Place auf ihrem Sensor mit nach Hause nehmen wollen. Klar, kann man schneller und einfacher Geld verdienen, der Workshop im beeindruckenden Lost Place ist in 20 Minuten ausgebucht, den Workshop im langweiligen Studio mache ich vielleicht für nur 5 Leute. Für mich ist es allerdings viel wichtiger Wissen zu vermitteln und die Leute für das Thema zu begeistern. Der beste Lohn für meine Arbeit ist der Blick in die glücklichen Gesichter meiner Teilnehmer und ihre ersten eigenen Bilder nach meinem Workshop.
Viele Grüße
Sven
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Wir kennen Sie alle, die Schlagerstar die du meinst, die Calvin Hollywoods, Steffen Bötchers, Ben Hammers und Alexander Heinrichs … von echtem Business haben die nicht den Hauch einer Ahnung. Aber sie deswegen so stark anzugreifen finde ich falsch. Es muss eben jeder seinen eigenen Weg finden.
Ich könnte noch 2-3 Namen aufzählen!
KMW, denn Steffen Böttcher sehe ich persönlich nicht ganz so im Visier! klar hat er denn „Nasenfaktor“ und ist populär, nur sehe ich ihn nicht als Schläger Fotograf 😉
Guten Morgen Corwin,
ein sehr gelungener Artikel. Genau die angedeuteten Punkte decken sich mit meiner Auffassung und Meinung. Die meisten „Social Media Gurus“ verkaufen sich und Ihren Erfolg eben richtig gut. Viele folgen wie die Lemminge ohne darüber nachzudenken, was es für Ihr Business bringt. Ich sage nicht, dass es schlecht ist Coachings oder Seminare zu besuchen, nur sollte man sich vorher überlegen, was und wen ich erreichen möchte. Und zudem kann man doch sehr schön verfolgen wie sich wieder ein Einheitsbrei in der Social-Media Welt ausbreitet. Jeder hat eine Instagram Story, jeder postet vorher-nacher Bilder, jeder erzählt etwas Privates über sich etc. pp. Wo genau hebe ich mich ab und mache mich interessant? Aber der Verkäufer hat etwas erreicht. Viel Geld verdient. Und das in einem gut funktionierenden Netzwerk. Und so ist es auch in den Massen – Vertriebsschulungen. Ich rede absichtlich von Massen, nicht von individuellen, genau auf mich angepasste Schulungen. Menschenmassen pilgern zu einem Vortrag, hören sich den Motivator an und rennen später nach Hause und haben gaaaanz viel Impulse, die sie sofort umsetzen. Ich habe das schon ganz oft im Unternehmen gemerkt. Ergebnis: Es hat sich gar nichts geändert. Alle waren motiviert und später (2 Tage) waren wieder alle in Ihrem Alltagstrott. Und der Speaker hat Geld verdient. Vertrieblich hat sich nichts geändert und zu einem Erfolg beigetragen. Ich möchte auch ganz klar sagen, dass Weiterbildung unheimlich wichtig ist. Aber ich denke auch, dass man diese Massenveranstaltungen doch etwas hinterfragen und nicht einfach sein Geld rauswerfen sollte. Vielleicht liegt es auch einfach an meinem naturell :), dass ich diese Art von Massenhype nicht mag. Zu dem Thema Kundenorientierung bin ich auch voll bei Dir. Man lernt genau eines in den Vorträgen. Von Fotografen für Fotografen. Wenn dies meine Zielgruppe ist, perfekt. Aber es gibt noch eine Menge anderer Unternehmen da draußen, mit denen man seinen Unterhalt verdienen kann. Naja, ich könnte bestimmt noch viel schreiben :).
In diesem Sinne greife ich dein Schlusswort auf (mit Autor und Quellenangabe wie es sich gehört :)): „In diesem Sinne hoffe ich sehr, dass ich schon bald einer Menge Veranstaltungen finde, in denen mir tolle (unpopuläre) Fotografen etwas von ihrem Wissen preisgeben, das mich absolut begeistert und meine eigene fotografische Arbeit inspiriert. Dann werde ich zu den Veranstaltern gehen und ihnen für ihren Mut danken!“
Autor: Corwin von Kuhweden
Quelle: https://fotogrow.de/blog/die-schlagerstars-der-fotografie/
Liebe Freunde, vielen Dank für eure zahlreichen Kommentare.
Da ich einige Nachrichten bekam, in denen sich Leser eher auf Randbemerkungen bezogen, möchte ich gern noch einmal den Kern meines Artikels zusammenfassen.
Mir geht es mir in keiner Weise um irgendeinen Erfolg, der durch Social Media erzeugt wird und dem ich niemanden gönne. Ganz im Gegenteil, ich nutze dieses Medium selbst sehr gerne und schätze die Vorteile. Vor allem bewundere ich die Menschen die damit erfolgreich umgehen können und lerne gerne von ihnen.
Mir geht es in meinem Artikel um einen ganz anderen Punkt. Um Glaubwürdigkeit und Verantwortung.
Der wesentliche Kern für mich ist dabei, dass Menschen etwas über Fotografie lernen wollen, beispielsweise weil sie sich selbständig machen möchte, allerdings nicht von Fotografen lernen, die wirklich die Branche gut kennen, sondern von Menschen, die die Branche selbst nur vom Hören-Sagen kennen. Das ist so, wie wenn mir ein Angestellter etwas über Existenzgründung oder Selbständigkeit erzählen will. Er mag sicher alles theoretische Wissen darüber haben, aber keine praktische Erfahrung, wie die Branche funktioniert. Das ist der wesentliche Punkt, um den es mir geht.
Es geht mir nicht um all die vielen tollen Blogs, die Menschen beibringen zu fotografieren, mit Photoshop umzugehen oder Technik vorstellen. Von denen können wir alle viel lernen und man muss die Branche nicht kennen, um dieses Wissen zu vermitteln. Mir geht es wirklich um die Kollegen, die sich Themen wie Selbstvermarktung, Vertrieb, Exiszenzgründung, Marketing und anderen Businessthemen widmen und die dabei nicht aus eigener Erfahrung sprechen.
Herzliche Grüße
Corwin
Hallo Corwin,
grundsätzlich habe ich Deinen Beitrag so aufgefasst, dass Kritik in Bezug auf die Qualität, Tiefgründigkeit und Einzigartigkeit der Aufnahmen bei einem Teil der derzeitigen populären Fotografenschaft geübt wird. Du schreibst, dass diese darauf bedacht sind, gefällige und massenkompatible Aufnahmen zu erzeugen, die ein großes Publikum erreichen und bestenfalls die gesamte Zielgruppe Gefallen an diesen Aufnahmen findet. Verglichen wird dies mit dem „Einheitsbrei“ der massentauglichen Popstars im Musikbereich. Gefällt eigentlich jeden; ist aber eben nichts Besonderes und keine Kunst.
Ich lese auch heraus, dass Du den Fotografen mit ihrer Reichweite auch eine gewisse Verantwortung für die künftige Entwicklung der Fotografie in Bezug auf die Qualität und den künstlerischen Anspruch zusprichst. Anstatt „ausgetrampelte Wege“ vorzuleben, sollte durch den großen Einfluss die Anhängerschaft für die Erschaffung eigener, unkonventioneller und bedeutsamer Aufnahmen motiviert werden – auch auf die Gefahr hin, dass das nicht der gesamten Breite der Zielgruppe gefallen wird.
Ich kann mich dieser Kritik grundsätzlich anschließen – allerdings sollte das nicht implizieren, dass Fotografen mit einer großen Reichweite per se unbedeutende und belanglose Fotografie betreiben.
Dann gibt es aber noch den Aspekt der Unterhaltung und des Marketings – irgendwie ist das in diesen Zeiten wichtig wie nie, dass man seine Namen als Marke etabliert und einen Kult um die eigene Person schafft. Letzten Endes stört mich das nicht – solange das Ganze authentisch und ehrlich ist und eine gewisse „Substanz“ vorhanden ist. Damit meine ich das Portfolio.
Diesen Bogen aus gesundem, ehrlichem Marketing und guter Fotografie mit einem eigenen Stil schafft beispielsweise Paul Ripke oder auch Patrick Ludolph. Gute Fotografen und gute Unterhalter, deren Aufnahmen man sehr gerne ansieht und deren Ausführungen man gerne zuhört.
Es gibt aber auch genügend Negativbeispiele.
Gute Fotografen, die dieses „Unterhalterische“ nicht derart beherrschen und einstreuen, verschwinden leider nur allzu oft und werden durch Fotografen mit hohem Unterhaltungswert, aber relativ belangloser Fotografie verdeckt bzw. übersprochen. Das ist schade.
Beispielsweise waren mir Deine ausdrucksstarken und technisch brillanten Arbeiten bis zu Deinem Interview auf neunzehn72.de nicht bekannt, da ich bislang schlicht und ergreifend nicht auf Dich aufmerksam wurde.
Viele Grüße,
Flo
Lieber Corwin,
ich finde es so wunderbar, dass sich das Portfolio meiner Lieblings-Anti-Photoshop-Fotografen stetig erweitert. 🙂
Dein Artikel ist echt wunderbar geschrieben und du sprichst mir damit aus der Seele. Ich selbst bin gelernte Fotomedienlaborantin, aber lehne Photoshop grundlegend ab. Und je mehr ich darüber während meiner Ausbildung lernte, umso mehr stieg meine Ablehnung dazu. Auch wenn sich meine Berufsschule heimlich damit rühmte, dass einer von den bekannten Fotodesigner, wie du sie richtiger Weise bezeichnest, einst dort Schüler war.
Gegen sich weiterbilden spricht allgemein ja nie was. Ist so gesehen ja richtig und auch wichtig. Aber man muss sich eben auch an der richtigen Stelle bilden. Wer keine Bildsprache und Fototechnik beherrscht, dem nützt es letzten Endes auch herzlich wenig, wenn er gewisse Photoshop-Skills hat. Und leider gibt es so wahnsinnig viele Fotografen, bei denen: „Das mache ich dann in Photoshop.“ Gang und Gebe ist. In diesen Momenten möchte ich solchen Menschen gern die Kamera-Ausrüstung entreißen und an irgendwem verschenken. Klingt böse, ist aber so. Und das ist immer genau in diesen Momenten, wo man durch Beherrschen der Technik definitiv kein Photoshop nötig wäre.
Witzig is dann bei solchen Geschichten, wenn man anschließend Fotoarbeiten vergleicht und man auf einmal das Weltbild dieses Menschen zerstört, weil man ohne Photoshop ein besseres Ergebnis geschafft hat (und sogar zeitlich schneller). Da liegt es dann selbstverständlich an der Kamera. Sicher! Noch witziger, wenn man dann mal wieder in so einer Situation dann mit einer analogen Kamera arbeitet und dennoch das bessere Ergebnis liefert. Aber es liegt an der Kamera, sicher. 1000+ Euro vs. 20 Euro vom Flohmarkt (+ schon deutlich älter). Abe das versteht ein Leihe noh am aller wenigsten.
Klar, gibt es ein paar kleinere Dinge, die man für die Bildbearbeitung gebrauchen kann. Aber halt die einfachen Sachen, wie Sättigung, Kontraste, Helligkeit und so weiter, damit man aus dem Rohmaterial einfach ein wenig mehr rausholen kann. Aber da dann eben ganze Bildteile austauschen oder hinzu zu kreieren, hat eben halt nichts mit Fotografie zu tun. Fotografie bildet den Moment ab und nicht irgendein Wunschkonzert.
Was diese Seminare im allgemeinen angeht, muss man sich eigentlich schon von vorn herrein im Klaren sein, dass diese nur eine Hilfe zur Selbsthilfe sind, aber eben keine Garantie bieten, hinterher erfolgreich durchzustarten. Denn dazu müssen auch einige andere Komponenten vorhanden sein bzw. stimmen.
Jedoch gibt es auch Seminare, die ich gerne besuchen würde, wenn ich die Zeit UND das Geld dafür hätte. Und das sind dann eben diese Fotografen, wie Herrn Huszar oder Herrn Böttcher. Eben dann mit solchen Menschen frei über Fotografie zu sprechen und auch dabei das Gefühl vermittelt zu bekommen, derjenige weiß, wovon er redet und mir auch erfahrungsgemäß auf Fragen antworten bzw. mich selbst auf die Beantwortung der Frage hinführen kann.
Dein Vergleich mit dem Schlager finde ich herrforagend. Wahnsinnig treffender Vergleich. 🙂 Warum diese musikalisch so hart gefeiert werden, kann ich weder nachvollziehen noch verstehen. Und das, obwohl ich ein sehr aufgeschlossener Mensch in Sachen Musik bin. Und würde ich heute noch Musik in Clubs auflegen, würde ich jedem sofort Hausverbot erteilen lassen, der sich Helene Fischer wünschen kommt. Bei „Fotografen“ sieht es eben ähnlich aus.
Ich fühle mich aber in dieser fotografischen Welt echt nicht mehr wohl. Leider. Nicht nur, weil die Leute die Qualität nicht zu schätzen wissen und lieber weniger ansprechende Fotos haben wollen, weil XY das für ’n Äppel und ’n Ei macht, sondern eben auch, weil diese Fotodesigner mehr Anklang finden und denen der Job eher zugesagt wird.
Aber ich habe mir vor Jahren geschworen, dass ich meine Art der Fotografie betreibe. Ich würde es als „ehrliche“ oder „echte“ Fotografie bezeichnen. Und habe mir damals auch vorgenommen, wenn ich irgendwann mal berühmt bin und Fotografin für Modelabels / Kataloge / Werbefotograf sein darf, dann
a) keine Nachbearbeitung der Körper der jeweiligen Personen oder generelles zurechtschustern der Fotos
und
b) keine Models, sondern Menschen von der Straße. Eben die, die ja die Produkte kaufen sollen.
Fotozeitschriften, z.B. sind auch echt witzlos… Daraus konnte ich weder was lernen, noch sonst irgendwas brauchbares entnehmen. Denn auch da sind oft diese gefeierten Schlagersternchen drin. Da habe ich mir dann lieber ab und an ein paar Ausgaben der Zeitschrift VOGUE gekauft und die Bilder darin analysiert und versucht nachzusetellen (Pose, Lichtsettings…). Das hat mir wesentlich mehr geholfen bzw. mich weiter gebracht und wesentlich mehr inspiriert als all die ganzen Fotomagazine zusammen.
Sehr guter Artikel. Bei den „Schlagerstars“ gibt es – wie könnte es anders sein – natürlich auch noch Abstufungen. Ein Paul Ripke gehört sicher dazu. Der sagt aber von sich selbst, dass er allenfalls ein durchschnittlicher Fotograf ist – und die Aussage wirkt nicht wie Koketterie. Ripke sagt, was er wirklich kann, das ist der Umgang mit Menschen. Auch das wirkt glaubwürdig. Und Ripke hat – unabhängig von jeder Diskussion um die fotografische Qualität – außerordentliche Dinge gerissen (WM-Finale, Rosberg, …). Und insofern taugt Ripke vielleicht wenig als fotografisches Vorbild, aber er ist für mich authentisch und glaubwürdig und somit wenigstens sehenswert
Dagegen ist mir seit Jahren ein Rätsel, was die Leute am Stilpirat mögen. Das ist alles inszeniert und aufgesetzt. 0815-Trips werden massiv aufgebauscht. Geplante Gags in den Videos usw. Da meldet mein Unterbewusstsein an vielen Stellen: Das ist alles nicht authentisch.
Beide haben auf ihre Weise offenbar kommerziellen Erfolg. Das ist völlig legitim und als Leistung absolut anzuerkennen. Bei einem Ripke kann ich es noch verstehen, beim Stilpirat steht ich persönlich vor einem großen Rätsel.
Ich bin froh, dass ich von der Fotografie nicht leben muss. So kann ich meine Leidenschaft für das Fotografieren ausleben. Die Hetzjagd nach Aufträgen führt heute eben zum ununterbrochenen Präsentieren und Ausziehen auf allen digitalen Kanälen. Unendlich viel Lebenszeit wird ausgegossen und verrinnt völlig sinnlos. Dabei kann das Fotografieren so erfüllend für ein sinnvolles Leben sein. Viel Glück und viel Kraft!
Schöner, unaufgeregter Artikel. Danke dafür.
Du schreibst, dass Journals es vormachen und Fotografen featuren. Kannst du das vielleicht noch konkretisieren? Bis auf die LFI kenne ich keine Magazine mehr, bei denen es um Fotografie geht – ja, die LFI ist leider auch monothematisch… 😉
Hallo Stefan,
leider habe ich auch nach zweimaligen Überfliegen die Stelle nicht gefunden auf die du dich beziehst. Kannst du mir da noch etwas auf die Sprünge helfen?
Hey, danke für diesen sehr schönen Artikel und natürlich auch für die Blumen 🙂 Es freut mich immer wieder zu sehen das „Fotografie“ nicht nur in meinen Augen etwas mit „Verantwortung“ zutun hat.
Sonnige Grüße,
–jan
…
und dann versammelt sich in der Kommentarspalte alles was Rang und Namen hat – oder gerne hätte – und klopft sich gegenseitig auf die Schulter. Inklusive Trackback (das es sowas noch gibt) vom Stilpirat, der in einem Kommentar sogar selbst als Schlagerstar bezeichnet wird. Ihr seid lustig.
They just keep on playin‘ the fame game
Oh the name game, its such a cryin‘ shame
Please tell me who’s to blame
Keep on, keep on playin‘
*gähn*
Ein interessanter und gut zu lesender Artikel. Der Vergleich mit den Schlagerstars der Fotografen Szene ist wirklich sehr passend.
Ich sehe es genauso, das alles ist ja grundsätzlich nicht schlimm, es gibt immer für alles eine Berechtigung, aber viele der Zuhörer/-schauer solcher Events suchen eigentlich fotografische Weiterentwicklung und Impulse für ihre Fotografie – bekommen aber letztendlich vor Ort eine Unterhaltung geboten, bei der oft aber sehr wenig an Dingen für die spätere Arbeit übermittelt wird.
Diese „Tschaka-Workshops“ gibt es aber auch in vielen anderen Branchen – viel Unterhaltung, vor Ort Begeisterung und nachher die Feststellung dass wenig mitgenommen werden kann. Die Kunst ist es wirklich, sich die Perlen herauszusuchen, die einen selbst in der Fotografie weiterhelfen.
Herzliche Grüße aus Hamm
Robert