Das private Auge des Aktfotografen

Viele Menschen, die wissen, dass ich Akte fotografiere, fragen mich: »Sag mal Corwin, wie ist das eigentlich, wenn da ständig diese schönen nackten Frauen vor dir stehen? Kannst du da absolut professionell bleiben? Oder guckst du da nicht auch immer mit einem privaten Auge hin?

Die Antwort ist: Beides!

Natürlich bin ich absolut professionell. Ich wäre nicht seit 13 Jahren erfolgreich am Markt, wenn mir jedes Mal die Sicherungen durchbrennen würden, nur weil ich eine nackte Frau sehe. Alle meine Modelle werden bestätigen können, dass es da keine lüsternen Blicke oder peinliche Momente gab. Als professioneller Fotograf sollte man seine Gefühle gut unter Kontrolle haben.
Doch natürlich schaue ich immer auch mit einem männlichen Auge hin, wenn eine tolle Frau in meinem Atelier steht. Denn ich habe ein männliches und ein fotografisches Auge.

Durch das männliche Auge lasse ich mich inspirieren. Durch dieses nehme ich die Sinnlichkeit wahr, die Verführung, die Erotik, den Reiz. Es ist mein Motor. Durch dieses Auge lasse ich mich vom Anblick der Schönheit verführen und gebe mich ihr hin. Durch dieses Auge fühle ich.

Durch das fotografische Auge sehe ich keinen Menschen, sondern nur die Geometrie, also Linien, Dreiecke, Vierecke, Kreise. Außerdem nehme ich Strukturen, Farben und das Licht wahr und interpretiere es. Dieses Auge komponiert das Bild und unterscheidet es damit von den Schnappschüssen der Amateure.

Beide Augen sind wichtig. Nur durch das Zusammenspiel beider Augen ist es mir möglich Bilder zu kreieren, die im Betrachter etwas auslösen. Bilder, die nur durch das männliche Auge entstehen würden, wären vielleicht zu schnell pornografisch oder sexuell.

Bilder hingegen, die nur durch das fotografische Auge entstehen würden, wären zu schnell leblos und ohne Seele.
Deswegen sind meine beiden Augen gleichberechtigt wichtig.

Mein Gehirn vereint die Sinneseindrücke beider Augen und ich erschaffe daraus eine Symbiose. Die verführerische und sinnliche Energie wird in mir sozusagen in kreative Energie verwandelt.
Das ist mein »Geheimnis« für gute Aktfotografie.

Dieser Text ist einer von weiteren von meiner Seite »Memoiren eines Aktfotografen«. Auf dieser Seite schreibe ich auf persönliche und intime Art und Weise über meine Erfahrungen und Gedanken.

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