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Wann ist ein Porträt authentisch?

Authentische und natürliche Porträts, wie kann das gehen?

Viele Fotografen sprechen davon, dass ein Porträt nur dann gut ist, wenn es authentisch ist und setzen damit ein Zeichen entgegen der Beauty- & Fashionfotografie, in der es eher um Künstlichkeit geht. Doch wann ist ein Porträt authentisch und kann es überhaupt ein natürliches Porträt geben?

Es gibt sehr viele Fotografen, die den Anspruch haben authentische Porträts zu fotografieren. Ich denke dieser Wunsch ist ganz normal. Denn wir leben in einer Welt, in der wir konfrontiert sind von unzähligen überbearbeiteten und -retuschierten Bildern, die oftmals nichts mehr mit Authentizität zu tun haben. Die Haut wird glatt und weich gezeichnet, die Hüften werden schmaler gemacht, die Beine länger, die Brüste größer, die Augen symmetrischer und so weiter. Kurzum: Es werden Bilder von Menschen konstruiert, die mit dem eigentlichen Menschen nicht mehr viel gemeinsam haben. Man kann davon halten was man will, Fakt ist, dass dieser Bereich der Fotografie sehr populär ist und vor allem in der Werbung häufig zum Einsatz kommt. Warum das so ist, darauf möchte ich in diesem Beitrag nicht weiter eingehen, konzentrieren wir uns lieber auf die andere Seite. Denn je mehr wir von dieser künstlichen Welt sehen, je mehr zieht es uns Menschen zum Gegenteil hin, zu einer natürlichen oder authentischen Form der Fotografie, wie sie viele bezeichnen.

Doch wie kann ein Bild überhaupt authentisch oder natürlich sein?

Was ist daran authentisch, wenn man sich mit einer Person zu einem Fotoshooting verabredet, um Bilder zu machen? Wo ist die Natürlichkeit, wenn ein Mensch weiß, dass er gerade fotografiert wird? Was ist echt, wenn dieser Mensch sich gezielt für dieses Fotoshooting zurecht macht, er seine Kleidung danach auswählt und sich schminkt? Nun könnte jemand sagen, dass diejenigen Porträts aber authentisch sind, bei denen der Mensch nicht merkt, dass er fotografiert wird. Was hat es mit Wahrhaftigkeit

In meinen Augen hat jeder Fotograf, der behauptet authentische Porträts zu machen, ein paar grundsätzliche Wesensmerkmale der Fotografie nicht berücksichtigt. Denn es kann niemals ein authentisches Porträt von jemanden geben. Jedes Foto ist immer aus dem Zusammenhang gerissen und zeigt nur einen kleinen Ausschnitt des Lebens. Das Foto spielt in der Vergangenheit und hält einen einzigen Moment fest. Das Leben eines Menschen ist allerdings niemals nur ein Moment, sondern ein Ereignis am Anderen. Der Mensch entwickelt sich weiter, hat Launen, Gefühle, Stimmungen. Es ist daher nicht möglich die Persönlichkeit eines Menschen in einem einzigen Foto oder einer Serie wiederzugeben, da sie viel zu komplex und vielschichtig ist. Wir können nur verschiedene Facetten eines Menschen einfangen, die uns die Möglichkeit geben zur Interpretation.
Wir können uns allerdings bemühen von jemanden ungestellte Fotos zu machen. Ungestellt ist alles was nicht bemüht wirkt. Und mit diesen Ergebnissen kann man eventuell beim Betrachter den Eindruck erwecken, dass jemand „authentisch“ wirkt. Wobei immer noch die Frage offen bleibt, was wir unter Authentizität eigentlich verstehen.

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